Der Brenntest – so erkennst du, aus welchem Material dein Second-Hand-Teil ist
Upcycling für Fortgeschrittene
Was tun, wenn das Wäscheschild fehlt?
Der Brenntest
Brenntest?! Aber ich möchte den Stoff doch upcyceln und nicht verbrennen!
Aber hast du dich jemals gefragt, ob der coole Ringelpulli in deinem Vorrat auch wirklich zu 100 % aus Wolle besteht? Oder ob es sich bei dem herrlich gemusterten Reststoff, den du gerade auf dem Flohmarkt gekauft hast, um Viskose oder Polyester handelt? Brenntests sind eine der genauesten Methoden, um den Fasergehalt deines Stoffes zu Hause herauszufinden.
Hier im Dachsbau kokeln wir hin und wieder auch fleißig. Oftmals fehlen bei den schönsten Pullis nämlich die Zusammensetzungsbeschriftungen und unser Fragezeichen-Haufen wächst. Also versuchen wir, die Faserzusammensetzung unserer Pullis mit dieser Methode zu überprüfen. Es ist eine großartige Fähigkeit, die ganz einfach durchzuführen ist, und wir zeigen dir, wie du dein eigener Stoffdetektiv wirst!
Was ist der Textilbrandtest?
Verschiedene Arten von Fasern brennen unterschiedlich! Zellulose, tierische und synthetische Fasern reagieren alle unterschiedlich auf die heißen Flammen, und die Analyse, wie sie auf Flammen reagieren (von der Geschwindigkeit über den Geruch bis hin zur „Art“ der Asche), kann dir helfen, die spezifische Art der Pulli-Faser zu identifizieren.
Wir zeigen dir, wie du deinen Brandtest ganz einfach zu Hause durchführen kannst.
Aber aufgepasst: Auch eine kleine Flamme kann ein großes Feuer entfachen. Bitte sei also vorsichtig.
Die Vorbereitung
Um sich auf Ihren Brenntest vorzubereiten, benötigst du:
- Eine Flammenquelle. Für einzelne Stoffe verwenden wir ein Feuerzeug, aber du kannst auch eine Kerze anzünden, wenn du gleich mehrere Stoffe testen möchtest, damit du dein Feuerzeug nicht ständig zur Arbeit zwingen musst.
- Eine feuerfeste Schale. Es ist am besten, eine Keramik-, Glas- oder andere feuerfeste Schale unter deinem Brenntestbereich zu haben, beispielweise einen großen Teller. Es ist auch eine gute Idee, für den Fall der Fälle Brandtests über dem Waschbecken durchzuführen. Bitte teste deine Stoffe also nicht über einem brennbaren Bereich oder gar über deinem Stoffvorrat.
- Pinzette. Einige Stoffe können unerwartet schnell brennen, und Pinzetten sorgen dafür, dass die Flammen nicht deine Finger schmerzhaft küssen.
- Ein Glas Wasser. Als Löschquelle. Nur für die zusätzliche Sicherheit. Quasi, wie beim Weihnachtsbaum mit den echten Kerzen und dem Notfallswassereimer daneben.
- Ein belüfteter Bereich. Brandtests sollten in einem Raum mit ausreichender Belüftung durchgeführt werden. Synthetische Fasern können schädliche Dämpfe abgeben, und brennende Stoffe im Allgemeinen können einen Raum verrauchen. Außerdem stinkt es wirklich, glaube uns.
- Deine Stoffmuster! Du brauchst nur ein paar Streifen des Stoffes, den du testen möchtest. Wenige Zentimeter reichen, aber wirklich jede Größe, die groß genug ist, um sie mit der Pinzette festzuhalten, während viel übrig bleibt, um der Flamme ausgesetzt zu sein, ist gut. Du musst also natürlich nicht deinen ganzen Pulli verbrennen. 😉
Burn it!
Jetzt wird es spannend! Alles bereit? Zünde zunächst deine Kerze an oder halte das Feuerzeug in der einen Hand und den Test-Stoff mit der Pinzette in der anderen Hand. Wenn du den Stoff und die Flamme zusammenbringst, achte darauf, wie der Stoff reagiert. Rollt er sich von der Flamme weg? Fängt er sofort Feuer oder dauert es eine Weile, bis es aufleuchtet?
Sobald sich dein Stoff entzündet, schau dir die Flammen an. Sind die Flammen hell? Brennt es schnell oder schwelt es aus? Schmilzt der Stoff einfach, wenn die Flammen dahinspritzen? Welchen Geruch verströmt der Rauch?
Wenn dein Stoff fertig gebrannt ist, untersuche die Asche. Welche Form hat sie? Sie kann sich wie ein Schneeball zusammenballen oder pudrig sein. Fällt sie auseinander, wenn man sie berührt, oder bleibt sie hart? Sei nicht soo neugierig, bitte sei vorsichtig bei der Untersuchung der Asche, da sie noch heiß sein oder Glut enthalten kann.
Die Analyse
Sobald du Informationen über die Art und Weise gesammelt hast, wie dein Stoff gebrannt ist, kannst du anfangen abzuleiten, welche Art von Stoff du da vor dir hast. Stoffe lassen sich in drei Kategorien einteilen: tierische Fasern (wie Wolle und Seide), Zellulosefasern (wie Baumwolle, Leinen und Viskose) und synthetische Fasern (wie Acryl oder Polyester).
Tierische Fasern entflammen sich nur langsam und brennen nicht lange weiter, wenn sie aus der Flamme genommen werden. Die Asche neigt dazu, abzuperlen, zerdrückt sich aber leicht und zerfällt, wenn sie berührt wird. Und es riecht irgendwie nach verbrannten Haaren, richtig?
Zellulosefasern flammen schnell auf, brennen hell und hinterlassen pudrige Asche und einen verbrannten Papiergeruch.
Synthetische Fasern verhalten sich ähnlich wie Kunststoff, wenn sie Flammen ausgesetzt werden. Sie kräuseln sich und schmelzen. Manche tropfen sogar herunter oder bilden lange, harte Saiten. Polyester und Nylon riechen süß, wenn sie verbrannt werden, wie chemische Marshmallows, während Acetat und Acryl eher einen Essiggeruch entwickeln.
Zusammengefasst riecht alles nicht gerade nach frischer Blumenwiese.
Stoffmischungen
…mögen wir ja nicht sonderlich. Wenn es sich dabei um eine Mischung aus tierischer Wolle bzw. Haaren handelt – okay. Aber ein Plastikanteil wird hier gerne mit gerümpfter Nase quittiert.
Manchmal bestehen Stoffe aus mehr als einer Faser, wodurch sie etwas schwieriger zu identifizieren sind. Aber wenn du genau hinschaust, wie der Stoff brennt, kannst du verschiedene Merkmale erkennen, die dir eine Vorstellung vom Inhalt der Mischung geben. Du wirst feststellen, dass die Superwash-Wolle ähnlich brennt wie die unbehandelte Wolle, aber die Asche kräuselt sich nach innen und ist leicht geschmolzen. Dies lässt uns wissen, dass der Stoff zwar wirklich hauptsächlich aus Wolle besteht, aber wahrscheinlich chemisch behandelt wurde, um ihn maschinenwaschbar zu machen.
Es kann zudem hilfreich sein, auch außerhalb des Brenntests auf die Eigenschaften deines Stoffes zu achten. Zum Beispiel hat eine Baumwoll-Polyester-Mischung, eine schwarze, pudrige Asche, aber sie behält beim Verbrennen etwas mehr Struktur als die 100%ige Baumwolle, und sie riecht schwach nach Chemikalien neben dem Geruch von verbranntem Papier, den man von Baumwolle erwarten würde. Aber darüber hinaus hat es durch die Art und Weise, wie es gewebt ist, ziemlich viel Nachgiebigkeit und Dehnung, was bedeutet, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ein Hauch von Kunstfaser beigemischt ist, um die Regeneration zu unterstützen und den Verschleiß zu minimieren.
Der Brenntest ist nichts für dich? Auch okay. Um einen hohen Wollanteil aufzudecken, kannst du auch ein Stück Wolle heiß in der Waschmaschine waschen. Unbehandelte Wolle würde dann einlaufen und verfilzen, jedoch kann man bei diesem Test einen Plastikanteil nicht zu 100% ausschließen. Eventuell kannst du am Grad der Verfilzung abschätzen, ob es sich vielleicht nicht doch um eine Stoffmischung handelt. Kannst du deinen Pullover in Größe S auf Größe XL dehnen? Dann ist wahrscheinlich auch ein Schuss Elasthan mit verarbeitet.
Fazit
Steht das Haus noch? Yeah, du Upcycling-Profi!
Nun hast du gekokelt, geschnüffelt und analysiert. Und? Aus welcher Faser ist dein secondhand Teil nun? Ist es geeignet für deine Upcycling-Vorhaben?
Zugegeben, manchmal kann der Brenntest auch etwas frustrierend sein. Vor deinem inneren Auge hast du schon den Zuschnitt deiner neuen Abhaltehose ttBux gesehen und beim Brenntest kam heraus, dass der Stoff gar nicht mal so rein wollig ist, wie zu Anfang vermutet.
Dafür findest du in unserem Stofflager aber eine Vielzahl an secondhand Pullis, die garantiert aus Wolle sind.
Wie hast du die Zusammensetzung deines mysteriösen secondhand Pullovers mit fehlendem Wäscheschild bisher enttarnt? Oder kanntest du den Brenntest sogar schon?
Wir sind neugierig, erzähle uns gerne von deinen Erfahrungen!
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Dr. Britta Alps